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Dezember 2017 – Nachgefragt

Interview mit Wolfgang Draaf, seit 1984 bei der Bundesfachgruppe Schwertransporte und Kranarbeiten e. V. aktiv, ist seit 2015 deren Hauptgeschäftsführer.

Herr Draaf, bitte geben Sie uns doch eine kurze Einschätzung zur Situation der Schwergutbranche in Deutschland im Jahr 2017.

Von den nackten Zahlen her war es ein gutes Jahr für die Schwergutbranche. Aufgrund der guten konjunkturellen Entwicklung ist auch in 2017 die Zahl der Transporte gestiegen. Vor allem die Aufträge im Bereich Windkraft und Betonlogistik sind hervorzuheben. Zudem sind wir eine sehr innovative Branche, die sich laufend weiterentwickelt und dabei Unternehmen hervorbringt, die neue Nischen besetzen.

Das hört sich nach einem Aber an, richtig?

Sogar nach einem sehr großen Aber. Immer mehr Schwertransporte bedeuten gleichzeitig auch immer mehr Genehmigungsverfahren. Zu erwarten wäre eigentlich, dass die Prozesse dahingehend verändert werden, um der steigenden Zahl von Anfragen besser Herr zu werden. Eine Entwicklung in diese Richtung ist allerdings momentan nicht absehbar.

Bearbeitungszeiten verlängern sich und ernstzunehmende Konsequenzen für alle Beteiligten entstehen. Der Verlader bleibt temporär auf seiner Ware sitzen und kann vereinbarte Liefertermine nicht einhalten, beim Spediteur stehen ohne Genehmigung die Lkw nutzlos auf dem Hof und beim Kunden sind die Bauzeitenpläne in Gefahr.

Die neue Verwaltungsvorschrift, die seit Mitte des Jahres in Kraft ist, schafft keine Abhilfe bei der Lösung des Problems. Sie ist allerdings nur die Spitze des Eisberges. Insgesamt ist das ganze Genehmigungsverfahren veraltet und zu kompliziert. Was wir brauchen sind eine moderne IT und gleichzeitig mehr Mitarbeiter in den entsprechenden Abteilungen bei den Behörden. Das Verwaltungsverfahrensgesetz fordert zügige Verfahren. Diese rücken bei der aktuellen Entwicklung jedoch in weite Ferne.

Welche Erwartungen haben Sie denn für das kommende Jahr und darüber hinaus?

Eine Prognose für das kommende Jahr ist nicht so einfach. Viel hängt beispielsweise vom weiteren Ausbau der Windenergie – eine wichtige Branche für unsere Mitglieder – ab. Da gibt es Faktoren wie politische Entscheidungen, die wir nicht beeinflussen können. In der Vergangenheit haben die Unternehmen viel Geld in ihre Fuhrparks und spezielles Equipment für den Transport entsprechender Komponenten investiert. Ein Fadenriss beim Ausbau von Windkraftanlagen würde sich an dieser Stelle negativ bemerkbar machen.

Zudem gibt es neben den angesprochenen Hemmnissen in Papierform das altbekannte Problem bei der Infrastruktur. Durch marode Straßen und Brücken müssen längere Wege in Kauf genommen werden. Kurzfristige Routenänderungen, die wiederum die Genehmigungsverfahren beeinflussen, sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Der Bund hat reagiert und Geld für die Sanierung zur Verfügung gestellt. Allerdings müssen wir an dieser Stelle realistisch sein und können mit einer ertüchtigten Infrastruktur wohl nicht vor 2035 rechnen. Bis dahin müssen kostspielige Umwege in Kauf genommen werden. Aktuell sprechen wir vom Faktor 2,5 bezüglich Strecke und Zeit.

Sehen Sie auch Handlungsbedarf von Seiten der Schwergutbranche?

Insgesamt kann man sagen: die Unternehmen leisten hervorragende Arbeit, um die derzeitigen Herausforderungen zu meistern. Sei es bei der Entwicklung und dem Einsatz von neuem Equipment oder bei der Reaktion auf die zunehmende Internationalisierung des Geschäfts. Auch bei der Digitalisierung ihrer Prozesse, die wichtig für die Kommunikation mit Kunden und Behörden ist, sehe ich die meisten Unternehmen voll im Soll.

Den einzigen Vorwurf, wenn ich es so nennen darf, den ich machen kann, ist das zurückhaltende Auftreten der Branche. Wir dürfen gerne etwas selbstbewusster auftreten, um uns Gehör zu verschaffen. Schließlich sind wir das entscheidende Bindeglied zwischen der Produktion und der Umsetzung von wichtigen Projekten und Infrastrukturvorhaben. Angefangenen beim Transport von Betonteilen für eine Fußgängerbrücke bis hin zu riesigen Transformatoren für Kraftwerke.