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Je schwerer das Gut, desto wichtiger die logistische Kette

Trafos vom Siemens Transformatorenwerk Nürnberg, Windkraftanlagen von Vestas aus dem brandenburgischen Lauchhammer, Industrieanlagen von Linde aus Schalchen bei Passau … Produkte des deutschen Anlagenbaus gehen in alle Welt. Große, oft schwere und in jedem Fall besonders wertvolle Ladungen. Entscheidend ist daher immer auch der Weg, den diese Güter vom Werk zum Kunden nehmen. Genau darum ging’s beim 9. Spezialthementag der Bundesfachgruppe Schwertransporte und Kranarbeiten (BSK) e.V. am 7. Juli 2017 im bayernhafen Nürnberg. BSK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Draaf hatte das Treffen unter das Thema ”Multimodaler Schwergutverkehr“ gestellt – und dafür einen passenden Ort gewählt: das SLZ Schwerlast-Logistik-Zentrum der Züst & Bachmeier Project GmbH, ein Unternehmen der Universal Transport Gruppe im bayernhafen Nürnberg.

In seinem Grußwort hob Dr. Michael Fraas, Nürnbergs Wirtschaftsreferent und Vorstand des Deutschen Wasserstraßen- und Schifffahrtsvereins Rhein-Main-Donau e.V., hervor, Industrie sei ohne Logistik nicht denkbar. So sei das Siemens Transformatorenwerk auf eine hocheffiziente Schwergutverlade-Logistik angewiesen: ”Die Metropolregion Nürnberg ist ein Industriestandort – und dies erfordert eine leistungsfähige Logistik.” Dem Main-Donau-Kanal komme dabei eine große Bedeutung zu: ”100 Jahre Lobbyarbeit waren notwendig, um den Kanal möglich zu machen. Dieser lange Atem zahlt sich jetzt aus.”

Norbert Tiedemann, Stv. Leiter des Referats ”Güterverkehr und Logistik” im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, wies auf die Bedeutung von Planungssicherheit und verlässlicher Finanzierung beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur hin. Verkehrsknotenpunkte müssten gestärkt und Genehmigungsverfahren insbesondere bei Ersatzneubauten wie Brücken und Schleusen vereinfacht werden.

Alexander Ochs, Geschäftsführer der Hafen Nürnberg-Roth GmbH, die den bayernhafen Nürnberg – Teil der bayernhafen Gruppe – betreibt, sagte, in Kombination mit einer leistungsstarken Umschlagstechnologie sei das System Wasserstraße entscheidend wichtig für die exportstarke regionale Industrie. Vom bayernhafen Nürnberg verkehrten zudem pro Woche über 70 Ganzzüge zu den europäischen Seehäfen und ins chinesische Chengdu: ”Im bayernhafen Nürnberg werden die Verkehrsträger Binnenschiff, Bahn und Lkw effizient verknüpft. Mit NiKrasa haben wir außerdem ein Umschlagssystem für den Markt geschaffen, das bisher nicht kranbare Trailer kranbar macht. Hafen ist damit immer auch technischer Treiber logistischer Innovationen.”

Hausherr Karl-Heinz Webersberger, Geschäftsführer der Züst & Bachmeier Project GmbH, stellte das Konzept des Schwerlast-Logistik-Zentrums im bayernhafen Nürnberg vor. Hier werden bereits seit 2012 Produkte des Anlagen- und Maschinenbaus bis zu 500 t vom Lkw aufs Binnenschiff geladen. Jetzt wird der komplette Schwergutverladeplatz einschließlich der Roll-on-Roll-off Anlage zu einem trimodalen Schwerlast-Logistik-Zentrum (SLZ) ausgebaut – mit sicheren Lagerflächen und, geplant in Stufe 2, Möglichkeiten zur Vormontage.

BSK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Draaf nannte den Projekt- und Schwerlastverkehr einen prozentual gesehen zwar kleinen, aber ”besonders werthaltigen Teil der Logistik”. Er appellierte, Industriestandorte müssten auch weiterhin dafür Sorge tragen, vom Schwergut nicht abgeschnitten zu werden. In dieselbe Richtung argumentierte Professor Dr. Christian Kille von der FH Würzburg, einer der Logistikweisen: ”Die Logistik ist vom Schmuddelkind zur Arbeitsbiene und zum Möglichmacher geworden.” Immer stärker sei der Trend zur Regionalisierung der Globalisierung. In Industrieregionen spiele Logistik eine immer stärkere Rolle – auch und gerade für Projekt- und Schwergut.

Als Verlader stellte Christian Schulz von VestasDeutschland GmbH wesentliche Eckpunkte des Vestas-Logistikkonzepts vor. Über 450 Windkraft-Anlagen seien dieses Jahr allein für Deutschland in Planung, die Anlagen würden immer größer, die Herausforderungen für den Straßen-Direkttransport immer schwieriger.

Den Beitrag der Schiene zum Schwergutbereich stellten Georg Lennarz vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e. V. und Maren Schemmann von der DB Cargo AG vor. Georg Lennarz betonte, Schwergut auf der Schiene sei ein bewährter Weg, es komme hier auf verkehrsträger-übergreifende Standards an: ”Häfen sind hier ganz wichtige Architekten für multimodale Verkehrsketten.” Maren Schemmann stellte das komplette DB Cargo Leistungsportfolio für außergewöhnliche Sendungen ”aS” vor inklusive des Zustimmungs- und Genehmigungsverfahrens.

Für die Bedeutung der Binnenschifffahrt im Schwerguthandling sprach Lasse Pipoh vom SPC ShortSeaShippingInland WaterwayPromotion Center in Bonn. Das Wasserstraßennetz in Deutschland sei 6.700 km lang; zwar sei nicht das gesamte Netz für den Anlagenbau schiffbar, aber das Binnenschiff habe gegenüber den langen Umwegs-Strecken und aufwendigen Genehmigungsverfahren des Straßentransports deutliche Vorteile. Er nannte als Beispiele die Ro-Ro-Liniendienste und das Unternehmen Airbus, das Anlagenteile in Hamburg sogar über eine Kurzstrecke von 20 km per Binnenschiff transportiere.

”Die öffentlichen Binnenhäfen sind Verbindungsglied multimodaler Schwergutketten”, sagte Boris Kluge, Geschäftsführer des Bundesverbands Öffentlicher Binnenhäfen (BÖB) e. V., ”die logistische Wirklichkeit bestimmt neue logistische Lösungen.” Als Beispiel nannte er den Behala Schwergut Shuttle, ein eigens gebautes Binnenschiff, um Gasturbinen vom Berliner Siemens Gasturbinenwerk zum Westhafen Berlin zu transportieren. Das Schiff verfüge über einen Wassertank, in das man Wasser pumpen könne, um unter Brücken durchzukommen.

Konsens der Diskussion: Um Projekt- und Schwergut sicher vom Werk zum Kunden in der ganzen Welt zu transportieren, sind multimodale logistische Ketten unabdingbar. Jeder der drei Verkehrsträger Binnenschiff, Bahn und Lkw bringt dabei seine Stärken ein. Effizient verknüpft werden sie in trimodalen Binnenhäfen.

Pressemitteilung Hafen Nürnberg-Roth GmbH, 14.Juli 2017